Donnerstag, 22. November 2012

Por fin...



Bisher habe ich es erfolgreich vor mir herschieben können, mich intensiver (sprich:überhaupt mal wieder) um meinen Blog zu kümmern, ich hatte ja auch einen Haufen wirklich guter Gründe&außerdem gab es keine weitere dramatische Überschwemmung.

Dass ich inzwichen jedoch schon meinen ersten offiziellen weltwärts-Zwischenbericht abgeschickt habe&das bedeutet, dass nur noch wenig Zeit fehlt, bis ich mein erstes Vierteljahr Freiwilligendienst hinter mir habe, hat mich dazu bewogen, es doch nochmal zu versuchen, mit ein bisschen mehr Durchhaltevermögen&einem Glas soda, um mich in Stimmung zu halten.
Im Übrigen habe ich heute mehr als ausreichend Zeit&Muße, da Volkszählung ist&kein Mensch ohne Sondergenehmigung sein Haus verlassen darf, es sei denn, er möchte verhaftet werden, woran ich kein allzu großes Interesse habe.
Da der letzte Eintrag bereits zwei Monate zurückliegt, komme ich nicht umhin, diesmal ein bisschen weiter auszuholen&demenstprechend viel zu schreiben.
Ich werde das mit Rücksicht auf eure Konzentration mit so vielen Bildern wie möglich wettmachen; für die besonders Lesefaulen reicht es auch völlig, die ersten Absätze zu überfliegen&sich an den schönen bunten  Bildchen zu freuen; daraus könnt ihr euch dann so in etwa zusammenreimen, was ihr ansonsten mühsam Wort um Wort herausfinden müsstet&ich merk da eh nix von.

Den ersten Teil dieses Blogs werde ich dem Bereich meines Lebens in Bolivien widmen, der den meisten Teil meiner Zeit beansprucht&der ja auch der Hauptgrund war, hierher zu kommen: meiner Arbeit.
Wie ihr ja (fast) alle schon wissen dürftet, arbeite ich in der fundación IGUALDAD LGBT, einer fundación, die sich für die legale&soziale Gleichberechtigung schwuler, lesbischer,bi-&transsexueller Menschen einsetzt.
In der fundación gibt es verschiedene áreas, in denen insgesamt etwa 15 Leute arbeiten(es existiert nur dieser Schätzwert, habe ich mir sagen lassen), die teils angestellt, teils aber auch ehrenamtlich tätig sind.
Ich arbeite in der área jovén, gemeinsam mit meiner Chefin Angélica und, je nachdem, was gerade ansteht, diversen anderen Leuten; das wechselt allerdings.
Mein Arbeitstag beginnt regulär um 15.00 Uhr und endet gegen 20.00 Uhr; unter der Woche besteht meine Hauptaufgabe darin, die Mediothek zu betreuen, nachdem ich sie sortiert hatte, was praktisch bedeutet, dass ich denjenigen, die Interesse an einem Buch oder einem Film haben, etwas nach ihren Ideen raussuche und nebenbei noch die Spielesammlung verwalte.
Das Besondere an der IGUALDAD ist, dass sie, zumindest in der área jovén, keine eigentliche Beschäftigung im Sinne eines 9-to-5-jobs bietet, sondern dass es das ganze Jahr über eine ganze Reihe von Veranstaltungen gibt:
die „Fiesta de colores“, das „Transfest“, Malkurse, ein „Festival de Cine“, Workshops, Demonstrationen oder Präsentationen zu HIV-Prävention an Schule.
An und um diese Projekte herum sehen die Arbeitszeiten dann auch nochmal anders aus&fällt einige Arbeit an, bei der ich helfen kann&auch gerne helfe.
So sah mein Arbeitsalltag die ersten zwei Wochen nach meiner Ankunft so aus, dass ich den ganzen Tag Deko für die „fiesta de colores“ bastelte oder mit meiner Chefin zusammen Besorgungen erledigte.
Was mich von Anfang an begeisterte, war, wie offen und freundlich ich von allen Kollegen&den Leuten der población aufgenommen wurde; gerade die erste Zeit, in der mein Spanisch noch eher rudimentär war, war ich froh, wie geduldig alle mit mir waren.
Außerdem ist das gesamte Kollegium verdammt trinkfest(erst nach Feierabend, versteht sich natürlich).
Die IGUALDAD

Taller 

Bildunterschrift hinzufügen

Die Zeit, in der ich nicht arbeite, verbringe ich zu einem Großteil in meinem neuen Zuhause, der absolut coolsten WG in ganz Santa Cruz.
Das Wohnzimmer

Patio&Waschstelle

Mein Zimmer(findet ihr es auch so zugerümpelt...?)

Unsere Straße
Die WG, fast komplett

Nachdem es im ersten Monat nach meiner Ankunft einiges an Hin und Her mit der Wohnsituation gab, fanden wir durch eine glückliche Fügung unser Haus&inzwischen will keiner von uns mehr woanders wohnen; wäre ja auch schön blöd, immerhin haben wir sogar einen Pool auf der Terrasse.
Insgesamt wohnen wir hier zu sechst, nur Mädels, mit unserer Katze Cucarachi, die eine, sagen wir mal, sehr aufgeweckte Persönlichkeit hat&uns alle auf Trab hält, was vielleicht ganz gut ist angesichts der Tatsache, dass sich der Großteil von uns soweit es geht darum drückt, sich mehr als das absolute Minimum sportlich zu betätigen.
Wir arbeiten aber dran&haben jede den Vorsatz, das bald zu ändern, unter anderem, indem wir Home-Fitness betreiben.
(Ich werde am Freitag außerdem einen Salsakurs beginnen)

Dass wir bisher nicht zu sportlichen Höchstleistungen motiviert waren, ist wohl auch dem Klima geschuldet; bei 38 Gad bewegt man sich einfach nicht so gerne.
Gerade die letzten Tage war es so schwül, dass man nicht einmal ein Butterbrot schmieren konnte, ohne in Schweiß auszubrechen; gestern Nacht gab es dann endlich Regen&es kühlte ein wenig ab; bleibt abzuwarten, wie lange das vorhält.

Neben Santa Cruz, das selbstverständlich die tollste Stadt Boliviens ist, egal was alle anderen und besonders die gehässigen Reisebuchautoren sagen, durfte ich auch schon Sucre, Aguas Calientes, Copacabana und La Paz sehen.

In Sucre war ich anlässlich der Entrada de Virgen de Guadalupe, auf der zwei der Freiwilligen des BKHW in einer Tanzgruppe mitmachten; und auch, wenn eine solche entrada durchaus Ähnlichkeiten mit Karnevalsumzügen in Deutschland hat&ich erklärte Karnevalsgegenerin bin, war die Atmosphäre wirklich toll&die Volkstänze&die jeweils dazugehörigen Trachten ziemlich spannend.
Eine Gruppe Tänzer

Und noch eine...

Mit Tina

Ein Schnappschuss von der Busfahrt

Aguas Calientes war ebenfalls schön, wenn ich auch den Trip das nächste Mal vielleicht anders planen würde; 13 Stunden Zugfahrt hin&8 Stunden Busfahrt zurück für 8 Stunden Aufenthalt kann man machen, muss man aber nicht unbedingt.
Bei besserer Planung aber auf jeden Fall empfehlenswert!
Die blaue Lagune

Unser Hotel

Sonnenuntergang...

Die Plaza

Warten auf die flota

Copacabana&La Paz lernte ich im Zuge des IX. encuentro ELFLAC kennen, einem lesbofeministischen Kongress für Lateinamerika&die Karibik, an dem ich gemeinsam mit meiner Chefin, einer anderen Freiwilligen/Mitbewohnerin und einer weiteren Freundin aus Santa Cruz teilnahm.
Das Schöne an Copacabana ist, dass man sich fast wie Zuhause fühlt, weil man von so vielen Deutschen umgeben ist, hauptsächlich Backpackerpärchen in den Zwanzigern&dass es entgegen den Informationen aus unserem Reiseführer sogar einen Bankautomaten gab, der es uns ermöglichte, jede Menge artesania zu kaufen.
Und der Lago Titicaca ist absolut beeindruckend.
Der Lago Titicaca


Sonnenuntergang II


So beeindruckend sogar, dass er fast darüber hinwegtrösten könnte, dass Bolivien keine Küste mehr hat.


In La Paz trafen wir uns nach Ende des Kongresses noch mit den anderen Mädels aus der WG&blieben eine knappe weitere Woche, um die Stadt zu erkunden.
Bei mir reichte es nur noch für die Besichtigung von Tiwanaku und einen kurzen Ausflug auf den Markt in El Alto, bevor mich die Höhe voll erwischte&mein Kreislauf mir ein paar nette Tage im Hotelbett verschaffte.

La Paz steht also immer noch (beziehungsweise wieder) auf meiner Liste mit Reisezielen; das nächste Mal muss ich einfach viel viel mehr Koka kauen.

So, und damit ist meine Zusammenfassung der wichtigsten Dinge fürs Erste abgeschlossen; vieles fehlt natürlich trotzdem&wer zu irgendetwas eine Frage hat oder gerne etwas detailliertere Informationen erhalten würde, der möge sich einfach bei mir melden.

Ich wünsche jedem von euch genau das, von dem ich denke, er könnte es mir wünschen&hoffe, ihr übersteht den Winter ohne größere Erfrierungen&trinkt eine heiße Schokolade für mich&schreibt Blödsinn auf bereifte Fenster.

Und wenn ihr wirklich gar nichts zu tun habt, weil der dunkle&kalte November euch in euren Häusern gefangen hält, würde ich mich auch über Post freuen, die ihr an mein deprimierend leeres Postfach schicken könnt:
Clara Henrichs
Casilla 3971
Santa Cruz de la Sierra, Santa Cruz
Bolivia


Und weil ja bald Weihnachten ist, dürftet ihr ruhig ein bisschen Schokolade zu euren Briefen packen. 
Bittebittebitte...!



















Besos&abrazos!

Edit: Den Text habe ich gestern verfasst, am 21.; heute regnet es.